23 Aug Sommergespräch – astronomisch II

Andreas Kaufer vor der Kuppel des Kueyen Teleskops des ESO Very Large Telescopes (VLT) auf dem Cerro Paranal. Credit: ESO/Max Alexander.
Im ersten Teil unseres Sommergesprächs ging es hauptsächlich um Andreas Kaufer, um ihn persönlich, seine verschiedenen Aufgaben und Arbeitsplätze als Direktor des La Silla Paranal Observatoriums der Europäischen Südsternwarte (European Southern Observatory, oder kurz ESO).
Aber wie kommt man nun als Astronom zu einer Beobachtungsnacht auf Paranal oder La Silla in Chile? Was hat sich in den letzten Jahren auf den chilenischen Sternwarten der ESO verändert? Und kann man eigentlich die Sternwarten besuchen? Auch auf diese Fragen hatte Andreas Kaufer Antworten, die ich Ihnen nicht vorenthalten will!
Die Beobachtungszeit
„Die Astronomen, die unsere Teleskope benutzen wollen, müssen dafür detaillierte Anträge auf Beobachtungszeit stellen, in denen sie genau begründen müssen warum sie diese Beobachtungen machen wollen und was sie sich davon wissenschaftlich erwarten. Wir erhalten bei der ESO alle sechs Monate etwa 1000 solcher Anträge von denen nur etwa 300 nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewählt werden. Wir haben aber auch einfach nicht mehr Teleskopzeit. Jedes Jahr reisen dann etwa 600 Wissenschaftler an die Observatorien nach Chile, um ihre Beobachtungen mit unserer Unterstützung durchzuführen. In der Praxis bedeutet das, dass die meisten Astronomen vielleicht eine bis drei Beobachtungsnächte pro Jahr auf Paranal am VLT und vielleicht ein paar mehr auf La Silla erhalten.“
Unterschied Paranal – La Silla
„Der größte Unterschied zwischen Paranal und La Silla ist die Menge an Unterstützung, die die Beobachter von uns erhalten. Auf Paranal werden die Beobachtungen bis ins kleinste Detail vorbereitet, um wirklich jede Minute der sehr teurer Beobachtungszeit bestmöglich zu nutzen. Für etwa die Hälfte der verfügbaren Beobachtungszeit sind daher die Wissenschaftler aus Europa gar nicht anwesend, sondern lassen die Beobachtungen von unseren Astronomen genau dann ausführen, wenn die Bedingungen dazu am besten geeignet sind. Diese Möglichkeit gibt es auf La Silla nicht. Da hat man seine Beobachtungszeit genau zugeteilt, und muss dann nehmen, was man kriegt. Falls es dann doch mal Wolken geben sollte, hat man einfach Pech gehabt und muss wieder einen neuen Beobachtungsantrag für das nächste Jahr stellen. Auf Paranal dagegen können wir zumindest für die wissenschaftlich wichtigsten Programme die entsprechenden Beobachtungen garantieren.“
Erfolgsgeschichte VLT
„Die letzten 10 Jahre sind für die ESO in Chile von der Erfolgsgeschichte des VLT auf Paranal geprägt. Die europäische Astronomie hat mit den vier 8.2-m Teleskopen auf Paranal die weltweite Führung in der bodengebundenen optischen Astronomie übernommen und will sie weiterhin behalten. Das erzeugt natürlich einen Erfolgsdruck, den man zuvor in der Astronomie nicht so kannte. Die Arbeit der Astronomen und Ingenieure wird immer mehr rationalisiert und professionalisiert, um das Beste aus den großen Investitionen in diese Forschung herauszuholen. In den nächsten 10 Jahren wird die ESO nahe bei Paranal noch ein weiteres Teleskop bauen, das E-ELT, ein 40-m Teleskop, dass für lange Zeit das größte Teleskop seiner Art sein wird.“
Besuch vor Ort
„Die Paranal und La Silla Observatorien sind fast jedes Wochenende für Besucher geöffnet und man kann im Rahmen einer geführten Tour die Beobachtungseinrichtungen tagsüber besichtigen. Nächtliche Besuche sind den Wissenschaftlern vorbehalten. Falls eine Gruppe von Lehrern und Schülern extra aus Deutschland anreist, könnten wir aber sicher eine besondere Besuchstour organisieren.“
Ich habe vor ein paar Jahren selbst die beiden Observatorien besucht und kann nur sagen – es lohnt sich! Wenn Sie also in den Weihnachtsferien eine Reise nach Chile im Blick haben, lassen Sie sich einen beeindruckenden Ausflug zu den Observatorien nicht entgehen. Informationen dazu erhalten Sie bei der ESO unter „Visits to ESO Sites“.
Tobias Dietzsch
Posted at 15:37h, 23 AugustAber wenn man einen schönen Gruß von Frau Minges bestellt, kann man doch bestimmt auch mal spontan vorbeischauen – oder?!
Britta Minges
Posted at 16:14h, 23 AugustDas wird definitiv nicht funktionieren. Bei den vielen Besuchern haben sie sich ausgerechnet meinen Namen sicher nicht gemerkt. 🙂